Etwas stinkt hier ganz gewaltig

buthenhoffduffyThe Kilings – wie man eine Bewegung kaputt macht.

Analyse und Rückschlüsse einer Insiderin

Autor: Claudia Buthenhoff-Duffy, Produzentin des Filmes “Wie ein Gesetz gemacht wird” (German and english version available)

Der zeitliche Ablauf scheint perfekt.

Genau im selben Moment, als einige Aktivisten anfingen, au die Straße zu gehen, als sie die ASPA Hundefänger und ihre eigenartigen Helfer blockierten und ihnen Probleme bereiteten (die vermutlich illegal ihr Geschäft verrichten – was aber niemand genau sagen kann, denn kein Anwalt in Rumänien kann oder will zur Zeit sich genau festlegen in Bezug auf die rechtliche Situation mit mehreren widersprüchlichen Gesetzen zu ‚Tierschutz’).

Nachdem rumänische Bürger bereits physisch attackiert und verletzt wurden durch den Leiter der ASPA, Razvan Bancescu, nachdem Bürgermeister Oprescu spezielle Einsatzgruppen der Polizei abgeordert hatte, um seine Freunde bei der ASPA zu beschützen bei deren nächtlichen Übergriffen auf angeblich gefährliche Straßenhunde  in den Straßen Bukarests, geraten zwei Ausländer (Deutsche aus München von der NGO Animals United) in einen Hinterhalt – direkt unter den Augen der lokalen Polizei, die nichts unternimmt, um den Angriff zu verhindern. Die beiden Deutschen kommen mit leichten Verletzungen und einem schweren Trauma davon – zumindest bleiben sie am Leben. Diese Nachrichten sind in verschiedenen rumänischen Medien.

Am nächsten Tag geben die Aktivisten eine Pressekonferenz. Der Tierschützer und Filmregisseur Mihnea Columbeanu ist eine der öffentlich sichtbaren Hauptfiguren der Bewegung, bereits seit längerem (nicht erst seit letztem Jahr!). Er ist ein klarer Analytiker der Situation der Straßentiere, organisiert Demonstrationen, sammelt Material.
Am Abend nach der Pressekonferenz der Tierschützer durchsucht eine Spezialeinheit der rumänischen Polizei die Wohnung dieses berühmten Protagonisten im Kampf gegen Behördenwillkür, sie finden belastendes Material zu Kinderpornographie und er wird über Nacht festgehalten. Am nächsten Tag wird er freigelassen, steht aber von jetzt ab unter besonderer polizeilicher Beobachtung. Sein Ruf ist ruiniert. Egal was später in einer gerichtlichen Untersuchung bewiesen werden wird – etwas wird an ihm hängen bleiben, für immer. Falls es in diesem Land überhaupt einen fairen Prozess geben wird ….

Seine Mitstreiter schweigen von nun an – er selbst taucht praktisch ab. Niemand weiß, was man jetzt tun kann, was man glauben soll, wem man jetzt noch vertrauen kann. Seine Anwältin bittet alle, NICHTS in Verbindung mit seinem Namen zu veröffentlichen.

Eine selbsternannte Insiderin, eine ‚OMG! Dame’ aus UK (OMG heißt: Oh my God! und ist in aller Munde seit den US-Serien über desperate housewives) eilt nach Rumänien, um zu ‚helfen’. Weder spricht noch versteht sie Rumänisch, sie besucht das Land zum ersten Mal. Dennoch behauptet sie, dass der Verdächtige ihr gegenüber seine wahre Natur enthüllt habe, ein POS zu sein (was auch immer das heißen mag, vermutlich heißt es Pädophiler). Das soll er getan haben, nachdem er die Dame genau 3 Tage persönlich kannte. Er soll seine innersten Geheimnisse einer ihm praktisch und faktisch völlig Unbekannten erzählt haben – direkt, nachdem er aus der Haft kam – seltsam, oder? Er erzählt dieser Dame etwas, das er selbst seinen engen Freunden und Mitstreitern nicht gesagt hat? Für einige Momente des Ruhms würden manche Menschen alles behaupten …

Die Bewegung ist erfolgreich zerstört worden.

ES IST UNKLAR, WAS VON IHR ÜBRIG BLEIBT UND OB SIE WIEDER ZURÜCK KOMMEN WIRD.
Was ich in meiner journalistischen Arbeit gelernt habe:
Wer profitiert? Wer bezahlt?

Wir wissen nicht, ob Mihnea Columbeanu etwas untergeschoben wurde oder ob es stimmt, wessen er beschuldigt wird.
Das weiß nur Mihnea Columbeanu selbst.

In einem Land wie Rumänien, das keine demokratische Zivilgesellschaft und kein solches Selbstverständnis hat, dem ein faires, unbestechliches Polizei- und Justizsystem fehlt, das jedoch die Vergangenheit und sogar noch die Strukturen einer früheren kommunistischen Diktatur mit sich trägt; in einem solchen Land, in dem niemals die alten Geheimdienststrukturen zerschlagen wurden, wo absolut alles fabriziert  werden konnte und kann, um ein Leben zu zerstören – wird es in einem solchen Land jemals Wahrheit geben?

In der deutschen Sprache (ja, die blöden Deutschen …) gibt es ein Sprichwort. Es sagt: Im Zweifel für den Angeklagten.
Es bedeutet, dass, solange noch nichts 100% bewiesen ist, der Angeklagte Respekt und Schutz vor Vorverurteilung genießt und eine Unschuldsvermutung muss gewährt werden.

Verschieden Szenarien sind vorstellbar bei dieser Geschichte, die sich liest wie das Drehbuch zu einem Film:

Falls Mihnea Columbeanu tatsächlich diese kranke Tendenz zu Kinderpornographie hat und gleichzeitig ein Tierschützer ist, und sich mit seinem Tierschutz extrem in der Öffentlichkeit exponiert hat – dann macht das ihn in Verbindung mit der Tierschutzbewegung extrem angreifbar, es wirft ein schäbiges Licht auf die Bewegung und bietet ein perfektes Angriffsziel:

Vielleicht war er erpressbar durch die Behörden, nachdem er zu einer prominenten Figur in dem Kampf für die Tiere geworden war, vielleicht hatten die Behörden Hintergrundinformationen über ihn und haben diese Karte ausgespielt in einem für sie sehr kritischen Moment.

Vielleicht wurde er gezielt eingeschleust in die Bewegung, um Informationen an die Behörden weiter zu geben und um später diesen Skandal zu inszenieren.

Falls Mihnea Columbeanu sauber und unschuldig ist in Bezug auf den Vorwurf des Filmens und Verbreitens von Kinderpornographie:
Dann ist dieser ganze Fall konstruiert, vermutlich wurde dann das belastende Material in seiner Wohnung versteckt, ebenso auf seinem Server platziert. Für jeden Geheindienst der Welt ist so etwas ein Kinderspiel.

Ich kenne Mihnea Columbeanu nicht persönlich.
Ich habe genau verfolgt, was er als Tierschutzaktivist getan hat, und ich schätze ihn dafür.
Er hatte mir Unterstützung angeboten als Filmkollege bei meinem Film über das Grauen in Rumänien.
Aber seine relativ große Nähe zu einer der beiden nationalen rumänischen Tierschutzfederations, die gegen die Einmischung von Ausländern ist und die auch dagegen ist, dass rumänische Tiere das Land verlassen, hat mich von einer engen Zusammenarbeit mit Mihnea Columbeanu abgehalten.
Diese national agierende Federation vermutet ebenfalls, dass rumänische Straßentiere in den Nord-Westen Europas verkauft werden, um in Tierbordellen und Tierversuchslaboren ‚verwendet’ zu werden.
Obwohl das in einigen kranken Fällen zutreffen mag, ließen mich diese öffentlich vorgebrachten Vorwürfe – die sämtliche Tierschützer diffamieren, die Tiere ins Ausland bringen – von dieser Gruppe Abstand halten.
Die Verbindung zwischen einerseits durch Tierschützer gegen Tierschützer vorgebrachte Vorwürfe des Verkaufs von Tieren für Sodomie und der Vorwurf der Kinderpornographie gegen einen Tierschützer ist ebenfalls irritierend aber auch interessant.

Zusammenfassung: Etwas stinkt hier gewaltig.

Natürlich wird niemand Genaueres herausfinden oder sagen.
Einige OMG-Leute werden 5 Minuten Ruhm aus ihrem wütenden öffentlichen Verriss von Mihnea Columbeanu ziehen.
Die Bewegung ist wie gelähmt.
Die andere Seite hat es geschafft, den Keim des Misstrauens zwischen die Aktivisten zu säen.
Das FBI hat etwas Ähnliches in den 70er Jahren mit der Black Panther Party getan – warum sollten Ceaucescus Erben nicht etwas Ähnliches auch tun können?

In jedem Fall gilt: Mission erfüllt.