Die Rettungskette im Rumänien-Strassenhunde-Schutz

Nur Kastrieren, Sterilisieren, Geburtenreduzieren hilft wirklich

rescue chain bottlenecksIch habe aus aktuellen Anlässen noch einmal eine Grafik hervorgekramt, die ich einmal für einen Vortrag erstellt habe. Dort sieht man, meiner Meinung nach, recht deutlich, warum die Rettungsketten, die sich aktuell gebildet haben im Strassenhundeschutz vor allem in Rumänien nicht dauerhaft funktionieren können.

12.08.2015 Eckhard Kretschmer

Die Kommunen fangen weiterhin fleissig Hunde ein (links oben)

Diese werden mehr oder weniger vollständig registriert im Public Shelter untergebracht.

Diese werden dort mehr oder weniger umfassend versorgt und gefüttert

Es wird getötet und an Grosskrematorien übergeben wenn
– Der Bürgermeister keine Lust mehr auf die Anzahl der Hunde hat die da sind
– Der Tierheimleiter keine Lust mehr auf die Anzahl der Hunde hat die da sind
– Die Anzahl der Tiere schneller wächst als herausgeholt werden
– Eine Grossaktion bevorsteht, für die Platz geschaffen werden soll
– Ein Public Shelter geschlossen, d.h. Kapazität verringert wird
– Sonstige Gründe…
Ins Public Shelter kommen
– Tierschützer, die keine Unterbringungsmöglichkeit haben, aber regelmässig unter Zeitdruck möglichst alle Tiere fotografieren
– Privatleute, die für sich einen Hund suchen (immer seltener)
– Privatleute, die Hunde herausholen und bei sich vorläufig unterbringen (Retter)
– Tierschutzorganisationen vor Ort, die Hunde vorläufig in ihren Sheltern oder Pflegestellen unterbringen

Hunde werden zum Herausholen ausgewählt weil
– Ein Rumäne einen neuen Hund sucht (selten)
– Ein Rumäne einen Hund, der ihm abhanden kam, zurückholt (selten)
– Jemand einen Hund auf einem Foto gesehen und sich verliebt hat und dessen Rettung “beauftragt hat”
– Jemand Hunde danach auswählt, wie gross das Risiko ist, dass sie bald getötet werden könnten (Verweildauer)
– Jemand auf Verdacht eine Anzahl Hunde reserviert/herausholt in der Hoffnung, sie vermitteln zu können
– Jemand so viele Hunde herausholt wie möglich, um mit deren Fotos und angeblichen Tierarztrechnungen Geld zu verdienen

Hunde gelangen also in Privatshelter auf drei Wegen
– Hund aus Public Shelter
– Hund übernommen von privat
– Hund “aufgelesen” verletzt/gefährdet/ausgesetzt etc…

Eine Tierärztiche Versorgung der Hunde die diesen Namen verdient findet oft erst hier erstmalig statt
– oft sind Hunde, die aus Public Shelters kommen noch nicht kastriert
– Krankheiten und Verletzungen wurden nicht oder schlecht behandelt
– Hunde müssen geimpft, gechippt und versorgt werden

Fernadoption / Patenschaften gibt es
– in Public Shelters teilweise (nicht vertrauenswürdig, geht sehr oft schief)
– in Private Shelters (variiert von Organisation zu Organisation)
Mit einer Fernadoption/Patenschaft wird materielle Verantwortung für ein Tier übernommen, solange es nicht seine Endstelle bzw. Pflegestelle in Deutschland gefunden hat. Damit hilft man den Rettern, sich nicht komplett zu ruinieren und in der Lage zu bleiben, weitere Hunde zu retten.

Die Ausreise aus Rumänien
Gab es zu bestimmten Zeiten hier einen Rückstau/Wartezeiten hat sich das inzwischen einigermassen eingependelt:
– Es gibt mmer weniger Endstellen, die noch einen Hund aufnehmen können
– Aber es gibt immer mehr und besser ausgestattete Transportunternehmen, die sich auf Strassenhunde spezialisiert haben
– Die meisten Hunde werden auf Express-Touren direkt an Treffpunkten der zukünftigen Familie übergeben
– Einige Hunde werden von Tierschutzorganisationen in Deutschland übernommen und von dort erst vermittelt

Diese Rettungskette KÖNNTE funktionieren!
Das tut sie aber aus vielen Gründen nicht. Es gibt Engstellen

bottleneck

1. Beim Herausholen aus Public Shelters in Richtung Private Shelter/Pflegestelle
Nicht jeder darf aus Public Shelters herausholen (Schwarze Listen gibt es z.B. in Bukarest)
– Zeitweise werden Tierschützer nicht in die Public Shelters gelassen (aktuell Targoviste)
– Anzahl der “erlaubten gleichzeitig herausgeholten Tiere” sind teilweise beschränkt
– Formalitäten sind schwerer geworden

2. Beim Herausholen zur direkten Privatadoption
– Nachweise erforderlich (Teilweise Vermieter, Nachbarn, Einkommen etc…)
– Hunde, die einem gehören und abhanden kamen sind oft unauffindbar

3. Aufnahme von Hunden in Private Shelter/Pflegestellen in Rumänien
– Die Shelter sind überfüllt
– Die Kosten sind hoch
– Die Retter sind überfordert
– DIe Vermittlung schleppt sich, die Verweildauer pro Hund steigt

4. Endstellen/Pflegestellen in Westeuropa
– Es gibt kaum noch “freie erstklassige Endstellen” die Strassenhunden gerecht werden können
– Es gibt kaum noch “freie erstklassige Pflegestellen” die Strassenhunden gerecht werden können
– Die Tierheime in Westeuropa sind voller Hunde, auch voller Strassenhunde aus den verschiedensten Gründen

Retten ist menschlich
Das Retten von Hunden aus Tötungslagern ist verständlich und menschlich nachvollziehbar.
– Hundeaugen, die einen bittend anschauen und “gerettet werden wollen”
– Hundeaugen, die einen dankbar anschauen wenn sie gerettet wurden
– Hundeaugen, die einen letztmalig anschauen bevor sie getötet werden
Dies alles belohnt und bestätigt alle, die mit Geldspenden, Sachspenden, Arbeitsleistung, Vermittlung, uvm. die schon geborenen Hunde Rumäniens “retten” wollen.
Aber wir stossen an Kapazitätsgrenzen an allen Ecken und Enden.
Neugründungen und Idealismustierschutz fängt das zum Teil noch ab.

Engstellen werden zu immer grösseren Problemen
Die Engstellen, die ich aufgezeigt/markiert habe, werden deshalb zu immer grösseren Problemen, weil an jeder einzelnen immer mehr Hunde hängen bleiben
– Teilweise mehrere Jahre
– Teiweise dauerhaft
– Provisorisch untergebracht
– Mit bescheidenen aufopferungsvollen Möglichkeiten versorgt “so gut das eben geht”
– Letztendlich aber nicht tiergerecht/tierschutzgerecht

Eine Lösung ist daher nur, das Problem an der Wurzel zu packen
– Kastrieren/Sterilisieren von Strassenhunden wo auch immer man sie zu fassen bekommt
– Kastrieren/Sterilisieren von Besitzerhunden, inklusive Aufklärung der Besitzer, subventioniert bis kostenlos

– Umleiten der Mittel für die Tötungsmaschinerie in nachhaltige Sterilisationsprojekte

– Und eine Bekämpfung der Kriminalität im Zusammenhang mit dem Strassenhundetierschutz
– Damit Retter, Helfer, Spender, Sponsoren nicht verunsichert und abgeschreckt werden
– Damit der Ruf des Tierschutzes nicht schon vor den Hunden auf der Strecke bleibt
– Damit nicht Einzelne vom Leid der Tiere profitieren, während andere daran zugrunde gehen…