LPT Broschüre – Serie, Teil 4

VERSUCHE AN JAVANERAFFEN (Beispiele)

Javaneraffen gehören zur Gattung der Makaken, den sogenannten Altweltaffen, und sind in Südostasien zu Hause. Kennzeichnend für ihre Erscheinung ist ihr langer Schwanz, welcher mit bis zu 70 Zentimetern meist länger als ihr restlicher Körper ist. Sie leben überwiegend in Wäldern, meistens in der Nähe von Gewässern. Sie sind tagaktiv und halten sich größtenteils auf Bäumen auf. Javaneraffen sind Allesfresser, die Früchte bevorzugen.

Die sozialen Tiere leben in Gruppen von 6 bis 60 Tieren, unter denen sie eine Hierarchie entwickeln. Je nach Gruppengröße streifen sie täglich bis zu zwei Kilometer durch ihr Gebiet. Während weibliche Javaneraffen meistens ihr ganzes Leben in ihrer Geburtsgruppe bleiben, verlassen männliche Javaneraffen ihre Geburtsgruppe mit der Geschlechtsreife und suchen sich eine andere Gruppe.

Javaneraffen sind intelligente und geschickte Tiere. In Gefangenschaft können sie ihren natürlichen Beschäftigungen nicht nachgehen und entwickeln häufig stereotype Verhaltensweisen, wie Hin- und Herwippen oder ständiges Im-Kreis-Laufen. Javaneraffen werden seit Jahrzehnten für Tierversuche benutzt, unter anderem für neurologische Tests und Verhaltensforschung. Sie sind beliebte Versuchstiere, da sie im Unterschied zu anderen Makaken, bei denen das für Menschen gefährliche Virus weit verbreitet ist, frei von Hepatitis B sind. Neben dem Rhesusaffen sind die Javaneraffen die am häufigsten als Labortier verwendete Makakenart.

Nach den Artenschutzbestimmungen der CITES (Convention on International Trade in Endangered Species) ist der Handel mit Javaneraffen nur mit korrekt ausgestellten Papieren zulässig. Die Nachfrage ist jedoch hoch und so werden sie auch in der freien Wildbahn gefangen und als Zuchttiere deklariert.

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Javaneraffen leben in Gruppen von sechs bis 60 Tieren. In Gefangenschaft können sie ihren natürlichen Beschäftigungen nicht nachgehen und entwickeln häufig stereotype Verhaltensweisen, wie Hin- und Herwippen oder ständiges Im-Kreis-Laufen.

Die Effekte des Anti-Hepcidin Spiegelmer NOX-H94 auf entzündungs-induzierte Anämie bei Javaneraffen

Art: Wissenschaftlicher Artikel, Datum: März 2013

Autor: Frank Schwoebel, Dirk Zboralski, Simone Sell, Klaus Buchner, Christian Maasch, Werner G. Purschke, Stefan Zöllner, Dirk Eulberg, Sven Klussmann (NOXXON Pharma AG, Berlin); Lucas T. van Eijk, Peter Pickkers (Department of Intensive Care Medicine, Radboud University Nijmegen Medical Centre, Niederlande); Martin Humphrey (Drug Development Consultancy & Services, Rheinfelden); Frank Morich (Takeda Pharmaceutical Company Limited, Tokyo, Japan)

Durchgeführt durch: LPT Laboratory of Pharmacology and Toxicology GmbH & Co. KG

Tiere: Mindestens 12 Javaneraffen

In dieser Studie wird getestet, ob der Stoff NOX-H94 möglicherweise zukünftig in Medikamenten gegen entzündungs- oder krankheitsbedingte chronische Anämie (Blutarmut) eingesetzt werden kann. Hierzu werden sowohl Javaneraffen mit einer künstlich verursachten akuten Blutarmut als auch Javaneraffen mit einer künstlich verursachten subchronischen Blutarmut genutzt. Die Affen werden in Gruppen von je drei Tieren eingeteilt. Ihnen werden zunächst 10 mg/kg NOX-H94 injiziert und darauf folgend das menschliche IL6 (Interleukin-6, ein Botenstoff des Immunsystems), welches zu Eisenmangel führt.
In der subchronischen Gruppe wird den Affen für eine Woche täglich IL6 injiziert und dann NOX-H94. Der Teststoff NOX-H94 wird injiziert, um zu sehen, ob dadurch die Hämoglobinkonzentration im Blut gleich bleibt, ansteigt oder abfällt. Den Affen wird an den Oberschenkeln oder aus dem Ellenbogen Blut abgenommen und die Blutwerte werden analysiert.

Titel: The effects of the anti-hepcidin Spiegelmer NOX-H94 on inflammation-induced anemia in cynomolgus monkeys.

Quelle: BLOOD, Vol 121, No. 21 (März 2013), S. 2311-2315


Untersuchung des Abhängigkeitspotenzials von Chloralhydrat durch orale Verabreichung an normale Affen

Art: Wissenschaftlicher Artikel , Datum: August 1996

Autoren: Jost Leuschner (LPT), T. Zimmermann (G-Pohl Boskamp GmbH & Co, Hohenlockstedt)
Tiere: 24 Javaneraffen (R.C. Hartelust BV, Tilburg, Niederlande, stammen aus einer chinesischen Zuchtstation)

Bei diesem Tierversuch handelt es sich um einen Vergleichsversuch, in dem das Suchtpotential von zwei verschiedenen Schlafmitteln an Affen getestet wird. Hierzu wird Chloralhydrat (eine Substanz, die in Schlafmitteln verwendet wird) in verschiedenen Dosierungen über einen Zeitraum von 6 Wochen verabreicht. Im Vergleich wird einer Kontrollgruppe über den gleichen Zeitraum Flunitrazepam (ein anderes in Schlafmitteln verwendetes Produkt) gegeben.

Für diesen Versuch werden 24 Javaneraffen in 4 Gruppen unterteilt. Jede Gruppe besteht aus 3 weiblichen und 3 männlichen Affen, die zwischen 3,5 und 6,5 Jahre alt sind und 1,9 bis 6,5 kg wiegen, wobei die Gewichtsunterschiede geschlechtsabhängig sind. Die Tiere werden in Einzelkäfigen gehalten, das Futter wird alle 24 Stunden verabreicht und Wasser steht immer zur Verfügung.

Die erste Gruppe der Affen erhält zweimal täglich (alle 12 Stunden) eine Kontrollsubstanz ohne Wirkstoffe. Die zweite, niedrigdosierte Gruppe erhält ebenfalls zweimal täglich in gleichen Abständen 30 mg/kg Chloralhydrat, die dritte, hochdosierte Gruppe 100 mg/kg Chloralhydrat. Die Höhen dieser Dosierungen wurden aufgrund eines Vorversuchs an Affen ausgewählt. Die vierte Gruppe erhält zweimal täglich (alle 12 Stunden) 2 mg/kg Flunitrazepam. Alle Verabreichungen erfolgen über eine Magensonde. Die Verabreichung findet über einen Zeitraum von 6 Wochen statt. Danach werden die Tiere noch 7 Tage beobachtet, um eventuelle Entzugserscheinungen festzustellen.

Clipboard02Jedes Tier wird nach den Verabreichungen für zwei Stunden unter Beobachtung gehalten, in der Entzugswoche für 8 Stunden. Außerdem werden die Affen während des Versuchs auf Auffälligkeiten (z. B. Bewegungsstörungen, Anorexie, Muskelzittern, Verhaltensveränderungen, Gewichtsverlust von über 10 %) überprüft. Das Körpergewicht wird wöchentlich gemessen.

Die Affen in der niedrigdosierten Gruppe Chloralhydrat zeigen von der ersten Dosierung an Beeinträchtigungen in der Motorik sowie Benommenheit. Ein Beruhigungseffekt zeigt sich bei einigen Tieren ca. 30 Minuten nach der Verabreichung und hält 6 Stunden an. Nach den ersten drei Versuchstagen wird dieser Effekt geringer.

In der hochdosierten Gruppe zeigen sich die gleichen Auswirkungen, jedoch stärker als in der niedrigdosierten Gruppe. Außerdem hält die Wirkung in dieser Gruppe bis zur nächsten Medikamentenverabreichung an. Zusätzlich werden in dieser Gruppe zeitweise bei einzelnen Tieren folgende Symptome beobachtet: Zittern, Grimassenschneiden/
Gesichtverziehen, Wahrnehmungsbeeinträchtigungen, Ruhelosigkeit und erhöhte Reizbarkeit.

Clipboard03Einem Weißbüscheläffchen wird mit einer Schlundsonde eine Testsubstanz in den
Magen gepumpt

Die meisten Symptome zeigen sich ein bis zwei Stunden nach der Verabreichung und sind während der ersten drei Tage am stärksten. Vom 15. Versuchstag an werden diese Auffälligkeiten langsam weniger. In beiden Gruppen werden keine Veränderungen im Fressverhalten oder Gewicht beobachtet.

In der vierten Gruppe Affen, die Flunitrazepam erhält, zeigen sich u. a. folgende Symptome: Bewegungsunlust, Beeinträchtigung der Motorik und der Bewegungsabläufe, Benommenheit, Gähnen und zeitweise Zittern. Diese Auffälligkeiten fangen direkt nach der Dosierung an und bleiben bis zur nächsten Dosierung erhalten. Das Körpergewicht und das Fressverhalten werden nicht beeinträchtigt.

In der 7-tägigen Entzugsperiode zeigen die Affen aus der niedrig- sowie aus der hochdosierten Gruppe Chloralhydrat keinerlei medikamentenbezogene Auffälligkeiten. Es gibt keine sichtbaren Entzugserscheinungen. Das Fressverhalten, das Körpergewicht und die Körpertemperatur bleiben ebenso unverändert.

Die Affen aus der vierten Gruppe, die Flunitrazepam erhielt, zeigen deutliche Entzugserscheinungen durch folgende Symptome: beeinträchtigte Motorik, Zittern, erhöhte Reizbarkeit, Ruhelosigkeit, Grimassenschneiden, veränderte Wahrnehmung, Krämpfe/Zuckungen und Erbrechen. Diese Auffälligkeiten sind am stärksten zwischen den ersten 12 und 72 Stunden nach der letzten Dosierung. Das Fressverhalten und Körpergewicht sind nicht beeinträchtigt. Die Körpertemperatur steigt von 38,6° auf 39° C an.

Titel: Examination of the dependence potential of chloral hydrate by oral administration to normal monkeys.

Quelle: Arzneimittel-Forschung, August 1996, Vol./is. 46/8 (751-4), 0004-4172


Auf Mapofhope veröffentlicht mit freundlicher Erlaubnis und Unterstützung durch:
© Kampagne LPT-Schließen
Hamburg, 2017
Layout: Katharina Rot
Bildnachweise
Wir bedanken uns für das Bereitstellen des Bildmaterials dieser Broschüre unter anderem bei:

PETA (S. 15), BUAV – British Union for Abolition of Vivisevtion (S. 16 & 21),
Ärzte gegen Tierversuche (S. 17 & 30),
speakupforthevoiceless.org (S. 31),
CAARE – Citizens for Alternatives to
Animal Research and Experimentation
(S. 20) und Animal Aid (S. 24 & 26).
http://www.lpt-schliessen.org
info@lpt-schliessen.org

Die gesamte Broschüre kann als PDF direkt bei http://www.lpt-schliessen.org heruntergeladen werden.

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