VERSUCHE AN Mäusen (Beispiele)
Die Gattung der Mäuse umfasst 39 Arten. Die am weitesten verbreitete Art ist die Hausmaus, die als sogenannter Kulturfolger (in Gefolge des Menschen) in fast allen Ländern der Welt vorkommt. Die meisten anderen Arten leben in Süd- und Südostasien sowie in Afrika. Sie haben verschiedenste Lebensräume, beispielsweise Wälder und Savannen sowie im Falle der Hausmaus in der Nähe der Aufenthaltsorte des Menschen. Sie sind gute Kletterer, wohnen jedoch hauptsächlich am Boden, wo sie sich in Unterschlupfen wie zum Beispiel Felsspalten ausruhen.
Mäuse leben in Gruppen und ernähren sich in der Regel pflanzlich, je nach Mäuseart und Verfügbarkeit teilweise aber auch von Insekten und anderen Kleintieren. Die Hausmaus ernährt sich von allen bei Menschen erhältlichen Nahrungsmitteln. Mäuse haben ein außerordentlich gutes Gehör und einen sehr ausgeprägten Geruchssinn.
Mäuse sind die traurigen Rekordhalter der in Tierversuchen genutzten Tiere. Wie eine Statistik des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zeigt, wurden 2014 in Deutschland fast 2 Millionen Mäuse in Tierversuchen benutzt. Die für Tierversuchslabore gezüchteten Mäusestämme stammen von der Hausmaus ab.
Die ZüchterInnen haben es sich zunutze gemacht, dass Mäuse eine ausgeprägte genetische Vielfalt aufweisen, wodurch sie diverse In-, Auszucht- und Mutantenstämme gezüchtet haben. Hierbei wurde gezielt auf Zutraulichkeit gezüchtet, um sie möglichst leicht benutzen zu können.
Mäuse werden unter anderem für das Testen von Botulinumtoxin benutzt. Botulinumtoxin, das u. a. unter dem Handelsnamen Botox medizinisch und kosmetisch eingesetzt wird, muss aufgrund seiner Giftigkeit vor der Anwendung am Menschen stark verdünnt und jede Produktionseinheit auf ihre Sicherheit geprüft werden. In sogenannten LD50-Tests wird Gruppen von Mäusen Botulinumtoxin in die Bauchhöhle gespritzt und ermittelt, bei welchem Grad der Verdünnung die Hälfte der Mäuse stirbt. Der Tod tritt langsam ein, oft leiden die Tiere über Tage bis sie letztlich bei vollem Bewusstsein ersticken. Während es Hersteller gibt, die zumindest in Teilen an Zellkulturen statt an Mäusen testen, gibt es auch andere, die nach wie vor alle Tests an Mäusen durchführen. Laut der Organisation Ärzte gegen Tierversuche testet der Hersteller Eisai sein Präparat NeuroBloc bei LPT und hat für das Jahr 2014 eine Genehmigung für Versuche an 60.000 Mäusen erhalten.
Im Jahr 2014 wurden in Deutschland fast 2 Mio Mäuse zu Versuchszwecken verbraucht.
Verwendung veränderter Zellen für die Behandlung von
Multipler Sklerose
Art: Patent, Datum: Mai 2009 (Veröffentlichung)
Autor: Roland Martin, Hamburg (DE); Andreas Lutterotti, Mils (AT); Stephen Miller, Oak Park, IL (US).
Durchgeführt durch: LPT Laboratory of Pharmacology and Toxicology GmbH & Co. KG
Tiere: SCID Mäuse
In diesem Experiment wird Mäusen ein an Blutzellen gekoppeltes chemisches Element injiziert, um herauszufinden, ob es giftig ist. Es handelt sich hierbei um ein Patent für ein Medikament zur Behandlung von Mutipler Sklerose. Der Versuch besteht aus zwei Tests, beide werden bei LPT durchgeführt. In einem akuten Giftigkeitstest werden SCID Mäusen einmalig bestimmte weiße Blutkörperchen injiziert. Die nächsten 24 Stunden werden das Verhalten, die Atmung, das Fell, die Augen sowie der Kreislauf überprüft und beobachtet. Im zweiten akuten Giftigkeitsversuch werden Mäusen an Milzzellen gekoppelte Peptide einmalig intravenös injiziert. Die Mäuse werden darauf folgend für 14 Tage auf klinisch auffällige Reaktionen beobachtet. Auch das Körpergewicht wird vor und nach dem Test überprüft.
Bei beiden Versuchen gibt es keine verstorbenen Tiere und auch keinerlei klinische Auffälligkeiten. Nach dem Testzeitraum werden alle Tiere beider Versuchsreihen unter Narkose durch das Durchtrennen der Aorta getötet und autopsiert. Organe und Zellen werden entnommen und auf Vergiftungserscheinungen untersucht. Es gibt in beiden Fällen keine Besonderheiten, die auf eine Giftigkeit des geprüften Stoffes hinweisen.
Titel: Use of Modified Cells for the Treatment of
Multiple Sclerosis.
Quelle: Patent WO 2009056332 A1
„Nach dem Testzeitraum werdenalle Tiere beider Versuchsreihen unter Narkose durch das Durchtrennen der Aorta getötet und autopsiert.“
Studie zur akuten Giftigkeit des Photosensibilisators THPTS durch einmalige intravenöse Verabreichung an Mäuse
Art: Auftragsforschung, Datum: 2005
Auftraggeber: Tetra PDT GmbH, Lindenstr. 35, 04519 Rackwitz, OT Zschortau; Kontaktpersonen: Dr. rer. Nat. S. Schastak, Prof. Dr. Lücker (Consulting GmbH, 67269 Grünstadt)
Durchgeführt durch: LPT Laboratory of Pharmacology and Toxicology GmbH & Co. KG
Tiere: 40 Mäuse (Charles River, Sulzfeld, Deutschland)
In diesem LD50-Test wird Mäusen ein Photosensibilisator (Substanz, die durch Licht verändert wird) intravenös injiziert. Dazu werden 40 Mäuse (24 bis 26 Tage alt) in vier Gruppen von je 5 Männchen und 5 Weibchen eingeteilt. Ihnen wird 5 Tage Gewöhnungszeit gegeben. Die Mäuse werden nach Geschlecht unterteilt in Käfigen gehalten, die sich in einem Raum mit nur gedimmtem Licht und ohne UV-Licht befinden. 16 Stunden vor dem Versuch wird Futter gegeben, danach steht lediglich Wasser zur Verfügung.
Den Tieren werden per Injektion in die Schwanzvene verschiedene Dosen des Photosensibilisators gespritzt. Die erste Gruppe erhält als Kontrollgruppe nur die Trägersubstanz ohne Wirkstoff. Die zweite Gruppe erhält 10 mg, die dritte Gruppe 30 mg und die vierte Gruppe 50 mg. Die Dosen wurden aufgrund von Erkenntnissen aus vorherigen Tierversuchen mit der gleichen Substanz so ausgewählt. In diesen vorherigen Versuchen wurde jeweils einem Tier (insgesamt 6 Tieren) 10, 25, 50, 250, 375 und 500 mg/kg injiziert. Bei 10 mg kam es noch zu keinen Vergiftungserscheinungen, ab 25 mg kam es zu Vergiftungen und Todesfällen.
Nach der Verabreichung des Stoffes wird das Verhalten der Mäuse beobachtet. Die Mäuse werden direkt nach der Injektion und dann im Zeitraum von 5, 15, 30 und 60 Minuten beobachtet. Danach 3, 6 und 24 Stunden nach der Injektion. Die überlebenden Tiere werden anschließend noch 14 Tage lang einmal täglich auf Veränderungen von Haut und Fell, Augen, Atem und Kreislaufsystem, Zentralnervensystem und Bewegungsapparat überprüft. Bei einer Gabe von 30 mg zeigen die Mäuse folgende Symptome: mäßige Bewegungsunlust, mäßige Bewegungsstörungen, leichte bis mäßige Atemnot, geringere Muskelkraft. Diese Zeichen zeigen sich bei allen Tieren dieser Gruppe direkt nach der Gabe bis zu 3 Stunden nach der Injektion. Eine männliche und eine weibliche Maus dieser Gruppe sterben in den ersten 24 Stunden nach der Verabreichung. Bei der intravenösen Gabe von 50 mg zeigen die Mäuse schwere Atemnot, epileptische Krämpfe und Seitenlage. Alle Tiere dieser Gruppe sterben innerhalb von 5 Minuten nach der Verabreichung. Eine einmalige Injektion von 10 mg zeigt bei den Tieren keine Vergiftungserscheinungen. Alle Tiere dieser Gruppe überleben und nehmen auch an Körpergewicht zu.
Die LD50 wird nach diesem Versuch mit 26,3 mg/kg bestimmt. Alle überlebenden Tiere werden nach der Beobachtungsperiode getötet und auf eventuelle Organveränderungen untersucht.
Titel: Acute Toxicity study of Photosensitizer THPTS by single intravenous administration to Mice.
Quelle: LPT Report No. 19222/05
Untersuchung eines Eluats aus Blech 0,05 mit ASOT 5430 Beschichtung auf zytotoxische Eigenschaften in einem Zellkulturtest
Art: Auftragsforschung, Datum: Juli 2009
Auftraggeber: Roland Martin, Hamburg (DE); Andreas Lutterotti,
Mils (AT); Stephen Miller, Oak Park, IL (US).
Durchgeführt durch: LPT Laboratory of Pharmacology and Toxicology
GmbH & Co. KG
Dieser Tierversuch ist ein Giftigkeitstest für eine Kohlenstoffschicht. Dazu wird 20 weiblichen Mäusen (20 bis 23 Gramm Körpergewicht) ein Eluat (Flüssigkeit mit gelösten Substanzen) aus ‚Blech 0,1 mm mit ASOT 5430-Beschichtung‘ gespritzt. Die erste Gruppe bekommt das Eluat in die Bauchhöhle gespritzt, die andere in die Schwanzvene.
Die nächsten drei Tage werden die Tiere beobachtet und auf mögliche Intoleranzreaktionen und Todesfälle überprüft. Keine der Mäuse zeigt Intoleranzreaktionen oder stirbt in den vorgegebenen drei Tagen.
Titel: Examination of an eluate of Blech 0,05 mit ASOT 5430 Beschichtung on cytotoxic properties in a cell culture test.
Quelle: LPT Report No. 24485/1
Untersuchung eines Eluats aus Blech silber 0,1 mm mit Schicht ASOT 4002 auf zytotoxische Eigenschaften in einem Zellkulturtest
Art: Auftragsforschung, Datum: Juli 2009
Auftraggeber: Albrecht und Schuhmacher, Oberflächentechnik GmbH, Graf-Zeppelin-Ring 15, 27211 Bassum, Kontaktperson: Peter Albrecht
Durchgeführt durch: LPT Laboratory of Pharmacology and Toxicology GmbH & Co. KG
Tiere: 20 Mäuse
In diesem Versuch wird 20 weiblichen Mäusen ein Eluat (Flüssigkeit mit gelösten Substanzen) aus ‚Blech silber 0,1 mm mit Schicht ASOT 4002‘ einmalig injiziert. Die Injektion erfolgt bei einer Gruppe über die Bauchhöhle und bei der anderen Gruppe intravenös in die Schwanzvene. Beide Gruppen werden über drei Tage auf Intoleranzreaktionen und Todesfälle überprüft. Es kommt in diesem Zeitraum zu keinen Intoleranzreaktionen oder Todesfällen.4
Titel: Examination of an Eluat of Blech silber 0,1 mm mit Schicht ASOT 4002 on cytotoxic properties in a cell culture test.
Quelle: LPT Report No. 24557/3
3 Siehe Fußnote 1, S. 11.
4 Siehe Fußnote 1, S. 11.
Sicherheitsüberprüffung des Bakterienstammes
B.xylanisolvens DSM 23964
Art: Wissenschaftlicher Artikel, Datum: 2011
Autoren: Philippe Ulsemer, Kawe Toutounian, Jens Schmidt, Uwe Karsten, Steffen Goletz (Glycotope GmbH, Robert-Roessle-Str. 10, 13125 Berlin), Jost Leuschner (LPT)
Durchgeführt durch: LPT Laboratory of Pharmacology and Toxicology GmbH & Co. KG
Tiere: 100 NMRI Mäuse* (Charles River*, Sulzfeld, Deutschland), 26 männliche Swiss Webster Mäuse* (Taconic*, Dänemark)
Diese Studie untersucht die Giftigkeit eines neu isolierten Bakterienstammes, um eine mögliche Nutzung in der Nahrungsmittelindustrie zu überprüfen. Es handelt sich um den probiotischen Bakterienstamm B.xylanisolvens DSM 23964. Die 90-tägige orale Giftigkeitsstudie wird an 100 NMRI Mäusen durchgeführt. Die verschiedenen Gruppen bestehen jeweils aus zehn Weibchen und zehn Männchen. Die Tiere werden in Einzelkäfigen bei einer Raumtemperatur von 22 Grad gehalten. Futter (SSNIFF Spezialdiäten*, Soest) und Wasser stehen frei zur Verfügung. Täglich werden den Mäusen verschiedene Stämme des B.xylanisolvens in einem Gel mit der Schlundsonde eingeführt. Eine Kontrollgruppe erhält das Gel ohne Bakterien. Täglich werden Haut und Fell, Atem und Kreislauf, Bewegung und Verhalten beobachtet. Einmal wöchentlich werden detaillierte klinische Untersuchungen durchgeführt und das Körpergewicht überprüft. Verhaltensauffälligkeiten werden aufgenommen.
Während des Versuchs gibt es keine Todesfälle unter den Tieren. Keine der Mäuse aus den Testgruppen sowie aus der Kontrollgruppe zeigt substanzbezogene Veränderungen, Abweichungen oder Krankheitsanzeichen. Die Bewegungsabläufe sind normal und das Fressverhalten unverändert. Nach Testende werden alle überlebenden Tiere unter leichter Narkose durch Ausbluten getötet.
Alle wichtigen Organe werden entnommen und auf Abweichungen untersucht. In einer Gruppe gibt es Tiere mit Abweichungen in der Zahl der weißen Blutzellen (Leukozyten). Sie ist etwas niedrig im Vergleich mit anderen Gruppen und der Kontrollgruppe, aber noch in der Norm.
Im weiteren Verlauf dieser Studie wird ein zweiter Test an 26 männlichen Swiss Webster Mäusen durchgeführt. Sie werden in sieben Gruppen unterteilt und in Einzelkäfigen gehalten. Dieses Mal wird die Testsubstanz gespritzt. Nach 7 Tagen werden die Tiere obduziert und auf abdominale Eiterabzesse untersucht. Zwei Abzesse pro Tier werden unter sterilen Bedingungen entfernt und punktiert, um Bakterienrückstände des genannten Stammes zu identifizieren. Das Ergebnis der Studie ist, dass der Bakterienstamm sowohl in seiner lebenden als auch in pasteurisierter Form in Lebensmitteln verwendet werden kann.
Titel: Safety assessment of the commensal strain Bacteroides xylanisolvens DSM 23964.
Quelle: Regulatory Toxicology and Pharmacology, Nr. 62 (2012), S. 336–346
„Täglich werden den Mäusen verschiedene Stämme des B.xylanisolvens in einem Gel mit der Schlundsonde eingeführt.“
Auf Mapofhope veröffentlicht mit freundlicher Erlaubnis und Unterstützung durch:
© Kampagne LPT-Schließen
Hamburg, 2017
Layout: Katharina Rot
Bildnachweise
Wir bedanken uns für das Bereitstellen des Bildmaterials dieser Broschüre unter anderem bei:
PETA (S. 15), BUAV – British Union for Abolition of Vivisevtion (S. 16 & 21),
Ärzte gegen Tierversuche (S. 17 & 30),
speakupforthevoiceless.org (S. 31),
CAARE – Citizens for Alternatives to
Animal Research and Experimentation
(S. 20) und Animal Aid (S. 24 & 26).
http://www.lpt-schliessen.org
info@lpt-schliessen.org
Die gesamte Broschüre kann als PDF direkt bei http://www.lpt-schliessen.org heruntergeladen werden.
Was kann ich tun?
- Demos & Mahnwachen besuchen
- Petitionen unterschreiben
- Tierversuchsfrei einkaufen und leben