Schleswig-Holstein und seine Regierung! Schämt Euch!

Am 22.02.2020 fand in Kiel eine Kundgebung und Demonstration gegen Tierversuche statt. Ziel war es, Bevölkerung und Politik dafür zu sensibilisieren, dass nach skandalös langer Zeit im Gegensatz zu den Behörden in Niedersachsen und Hamburg noch keine offizielle Stelle eine Schliessung des verbliebenen dritten Skandal-Labores der Firma LPT verfügt hat. Beweise für Unregelmässigkeiten an ebendiesem Standort und Zeugen für die Manipulationen stehen der Staatsanwaltschaft seit 2019 zur Verfügung.

Prominente wie u.A. Frank Weber (BMT, Hundkatzemaus) und Popeye (Harte Hunde) sowie die Liedermacherin LuLu unterstrichen mit ihrer Präsenz die Wichtigkeit der Demonstration und der dort von weit mehr als 1000 Teilnehmern laut formulierten Forderungen.

Screenshot_2020-02-04 (1) Demo Kiel LPT Tierversuchslabor Gut Löhndorf

Hier Auszüge aus Reden

(… bedeutet, dass durch starke Windeinwirkung Mitschnitte teilweise unverständlich waren)

Steffi Keller

Wir haben gezeigt, dass wir die Möglichkeit haben, etwas zu bewegen!
Hier in Schleswig-Holstein gibt es eine weitere Zweigstelle vom Skandal-Labor.
In Löhndorf wurden laut einer ehemaligen Mitarbeiterin Studien manipuliert. Ratten, die in einer Kurzzeit-Studie innerhalb weniger Tage gestorben sind, wurden ausgetauscht, und die Dosierung des Medikamentes heruntergesetzt! Der Auftraggeber sollte davon nichts wissen! Jetzt, vor Kurzem wurde bekannt, dass das LPT diverse Tierversuchstudien mit Glyphosat durchgeführt hat. Jede dieser Tierversuchsstudien kam aus dem LPT! Mittendrin das Todeslabor in Löhndorf!

Es reicht also nicht, dass unzählige Tiere für sinnlose, altmodische Tierversuche ihr Leben lassen mussten! Es reicht nicht, dass unsere Gesundheit gefährdet wird durch manipulierte Studien! Nun betrifft es Tier, Mensch und unsere Umwelt!

Herr Leuschner ist an allen drei Standorten des LPT Geschäftsführer! In Mienenbüttel und Neugraben wurde dem Tierversuchslabor die Tierhaltegenehmigung nach §11 TSchG vom Kreis entzogen. Ein Undercover-Ermittler von SOKO Tierschutz hat es geschafft, sich vier Monate in das Labor in Mienenbüttel einzuschleusen. Dabei hat Lukas unfassbare Misstände aufgedeckt und dokumentiert.

Im Oktober 2019 hat SOKO Tierschutz und Cruelty Free International die Bilder veröffentlicht. Und jeder von uns wird diesen einen Moment wohl nie vergessen! Beagle auf blutverschmierten Fliesen, fixierte Affen, zu kleine Käfige ohne Beschäftigungsmaterial, ein Affe, der gegen eine Türzarge geschlagen wurde.

Tierversuche sind ethisch und moralisch nicht vertretbar! Tierversuche sind veraltet, doch hier sprechen wir zusätzlich von schlimmer Tierquälerei!

An dieser Stelle ein grosses Dankeschön an Lukas und SOKO Tierschutz, die das Grauen aus dem LPT an die Öffentlichkeit gebracht haben!

Danke auch an Lobby pro Tier Mienenbüttel, und der Kampagne LPT Schliessen, die sich schon seit Jahren für die Schliessung des LPT einsetzen! Nun sind wir in Schleswig-Holstein gefragt! Mutmasslich scheint es so, dass auf dem Gut Löhndorf eine andere Person die Befähigung nach §11 TSchG hat. Wir haben da auch schon eine Vermutung. So wohnt doch jemand praktischerweise ganz nahe am LPT Giftlabor. Ich glaube, in einem Punkt sind wir uns einig. Das LPT Tierversuchslabor gehört an jedem Standort abgeschafft!

Wir wollen keine manipulierten Studien!
Wir wollen keine gefährlichen Glyphosatstudien!
Wir wollen keine altmodischen, gefährlichen Tierversuche!
Unser Motto seit einigen Monaten lautet:
“Wir sind gekommen um zu bleiben!”

Und auch, wenn Schleswig-Holstein immer noch so tut, als würde es hier niemanden betreffen: Wir werden nicht aufgeben! Und wir werden Herrn Leuschner keine Möglichkeit geben, auch nur an einem einzigen Standort weiterzumachen!

Der Kreis Plön konnte bisher keine Beanstandung in der Tierhaltung feststellen. Aber genau das hiess es auch jahrelang in Mienenbüttel! Nun liegt es daran, was die Staatsanwaltschaft und die Fachbehörden bei der Ermittlung und der Sicherung der Dokumente nach der Razzia im November finden kann.

Niedersachsen und Hamburg haben gesucht – und viel gefunden!
2000 Ratten, 700 Mäuse, 40 Minipigs, 40 Kaninchen und 20 Meerschweinchen: Diese Tiere haben genau so ein Recht auf ein unversehrtes Leben! In ihrer Brust schlägt ein kleines Herz, welches keine Schmerzen erleiden will, keine Chemikalien oder Pestizide in die Augen getröpfelt bekommen möchte, für eine Forschung ohne nachweislich gute Ergebnisse. Und weil niemand besser erklären könnte, warum Tierversuche dem Menschen schaden, statt zu nutzen, begrüsse ich hiermit Robert von Ärzte gegen Tierversuche!

Weitere Rednerin

Trotz der immensen Arbeit, die wir in die Aufklärung und die Proteste gegen LPT gesteckt haben, ging das Unternehmen Jahr für Jahr weiter seinem mörderischen Betrieb nach. Und wir fühlten uns an den Grenzen unserer Möglichkeiten. Als dann im vergangenen Jahr die SOKO Tierschutz mit ihrer Undercover-Recherche an die Öffentlichkeit ging, wurde endlich das Unmögliche möglich. Und heute ist LPT alles andere als unangreifbar. Über diesen Teil der Geschichte werde ich nur noch wenige Worte verlieren, denn das haben schon andere getan. Und der Sturm, den die Arbeit von SOKO Tierschutz ausgelöst hat, ist den allermeisten von uns sehr präsent. Viele von uns stehen heute nur deswegen hier, weil die SOKO so viele neue Menschen erreichen und mobilisieren konnte. Die haben bewiesen, dass Bilder manchmal mehr sagen als Worte, und es im Falle des LPT handfesterer Beweise bedurfte, um auch auf politischer Ebene endlich etwas zu bewegen. Das ARD Magazin FAKT berichtete widerholt über katastrophale Misstände, Manipulationen und Fälschungen im LPT und auch international wurden sie als Horrorlabor bezeichnet. Und LPT steht als Ort unermesslicher Gewalt an Tieren nicht nur die geltenden Tierschutzrichtlinien infrage, sondern nun auch ein gesamtes System an Sicherheitsprüfungen, auf die sich bei der Zulassungen von Medikamenten oder Pestiziden immer verlassen wurde. Und jetzt, endlich, sieht sich auch die Politik langsam in der Pflicht, etwas zu tun. Wir leben in aufregenden Zeiten. Und wenn wir heutzutage nicht nur ein paar hundert, sondern, wie im November letzten Jahres, 15.000 Menschen auf die Strasse gehen, dann schreiben wir damit Geschichte! Eine Geschichte, die in den 80er Jahren, als neue soziale Bewegung begann, und in ihrem Kampf für die Befreiung der Tiere vorbei ist.

Zwei von drei Laboren sind geschlossen! LPT hat den Grossteil seiner Geschäftspartner verloren. Und wir sind fest entschlossen, und auf dem besten Weg dahin, dass es nach den Protesten gegen LPT nun bald endlich ein Happy End geben wird. Die heutige Demonstration hier in Kiel reiht sich ein in eine lange Tradition und ist ein weiterer kleiner Schlag gegen das Unternehmen, das wir gemeinsam Schritt für Schritt zu Fall bringen werden.

Und dann heisst es: Weitermachen! Denn Tierversuche sind nur ein Teil der gesellschaftlichen Ausbeutung der Tiere! Tiere sterben nicht nur für die Forschung, sondern auch für unsere Unterhaltung, für unsere Bekleidung, für unsere Ernährung! Und wir leben in Zeiten, in denen Wandel nicht nur möglich, sondern auch notwendig wird. Wir alle sind ein Teil davon! Wir schreiben die Geschichte! Und wir kämpfen zusammen dafür, die Welt ein Stückchen besser zu machen! Für ein Ende aller Tierversuche und ein Ende aller Gewalt an Tieren!

Friedrich Mülln

(SOKO Tierschutz)

Ich kam heute von Augsburg hier rauf, und das Wetter ist ständig besser geworden, wie ich sehe! Und ich möchte heute auf einen ganz besonderen Gegner in diesem ganzen Konflikt hinweisen. Wenn ich jetzt mal ein Bisschen zurückgehe, in die Zeit, schaut einmal: Wir haben die Städte Münster, Tübingen, und eben Neugraben, Mienenbüttel, Gut Löhndorf. Was haben diese Orte gemeinsam? Alle diese drei Orte waren Orte, wo es Undercover-Recherchen gegeben hat, also im Komplex Löhndorf leider nicht nicht, aber das wird schon noch, und diese Undercover-Recherchen haben in jedem Fall, ob es 2003 bei Covance in Münster war, ob es 2013 beim MPI in Tübingen war, oder eben 2019 in Mienenbüttel, das gleiche Bild gezeigt! Ein Bild von Rechtsbrüchen, ein Bild von Chaos, von Gewalt, von Verwahrlosung, von unfähigen, überforderten Mitarbeitern, und zutiefster Unwissenschaftlichkeit! Das ist das Bild der Tierversuchs-Industrie! Machen wir uns nichts vor! Diese Industrie tut alles dazu, dass dieses Bild geheim bleibt, dass das Bild hinter den Mauern bleibt, dass niemand darüber sprechen darf. Sie versuchen, ihre Anwälte vorzuschicken, sie rollen ihren Natodraht aus. Wir haben gehört über die Geschichte dieser Branche! Aber was haben all diese Skandale gemeinsam? Vor allem ein Bindeglied! Und das sind die Behörden, die immer den gleichen Satz sprechen, wenn es um Tierversuche geht! Sie sagen dann: Hier gibt es nichts zu sehen. Keine besonderen Vorkommnisse, keine Erkenntnisse. Und da muss man sich schon mal fragen: Was ist los bei uns in Deutschland? Was ist los in dieser Republik, wo es Tierschützer benötigt, die mit höchstem Aufwand undercover in diese Todeslabore reingehen, die Wahrheit zeigen, die verblutenden Hunde, die sterbenden Affen, die Manipulationen aufdecken! Und die Behörden agieren erst sehr mühsam und widerwillig, wenn zehntausende Leute sich zur Wehr setzen, wenn Millionen Leute weltweit die Stimme erheben. Was ist da falsch bei den Behörden? Und das betrifft ganz besonders Schleswig-Holstein! Schauen wir doch mal auf Niedersachsen! Niedersachsen ist bei weitem kein Land, das einen besonderen Ruf in Sachen Tierschutz hat. Das Land steht ja so voll mit Tierfabriken, dass man kaum noch Raum sieht. Aber, als die Aufdeckung aus Mienenbüttel rauskam, muss man mal echt sagen, haben die niedersächsischen Behörden im Eiltempo grossartige Arbeit geleistet! Und zwar weit mehr, als unsere Strafanzeige durchzulesen und unser Beweismaterial zu sichten. Sie haben das bei den Hausdurchsuchungen in den LPT-Laboren gesicherte Material ausführlich untersucht und dabei noch zehn mal mehr Misstände aufgedeckt, als es uns in den vier Monaten Undercover-Recherche möglich war! Und diese Arbeit des LAVES und der niedersächsischen Behörden hat es dann ermöglicht, zusammen mit dem massiven öffentlichen Widerstand und der Unterstützung der Medien, das Todeslabor in Mienenbüttel Geschichte werden zu lassen!

In Hamburg hat man sich bisschen mehr Zeit gelassen, und dann im Wahlkampf natürlich gemerkt, dass einem die Felle wegschwimmen, ganz unvegan gesagt, und dann aber auch etwas gemacht, was man auch in Hamburg machen musste. Nämlich erstens gekuckt: Was haben die Kollegen in Niedersachsen herausgefunden? Was sagt das Beweismaterial von SOKO Tierschutz? Welche Anzeigen liegen vor? Ok, das reicht bei Weitem aus, um auch das Hauptquartier des LPTs dicht zu machen.

Und was passiert in Schleswig Holstein? Nichts!

Die Menschen sind nach wie vor auf der Strasse, auch bei etwas schlechterem Wetter. Das Interesse weltweit ist riesig. Ich habe gestern Studentinnen und Studenten in den USA ein Interview gegeben, die gefragt haben: “Whats going on in Schleswig-Holstein?”
Ich habe ihnen gesagt: “Nothing is going on in Schleswig-Holstein because the authorities in Schleswig-Holstein is thinking that animal welfare and other progress is not in their interest!” Und jetzt mal wieder weiter auf Deutsch. Was ich gesagt habe ist, dass Schleswig Holstein leider auf erschreckende Art und Weise beim Tierschutz, beim Schutz der Versuchstiere (und der Schutz der Versuchstiere ist untrennbar mit dem Schutz des Menschen verbunden!) versagt, und zwar schallend! Und ich kann mir das nicht erklären. Weil: Nehmen wir mal an, den Gelben und den Schwarzen und den Grünen in dieser Regierung sind Tiere egal, sind denen denn auch Menschen egal? Bei all den Manipulationen, die in den LPT Laboren bisher offenkundig geworden sind? Seit Anfang Januar liegt eine Strafanzeige von SOKO Tierschutz bei der Staatsanwaltschaft in Kiel. Wir haben noch nicht einmal ein Aktenzeichen erhalten! Was haben diese Leute in den letzten Monaten gemacht? Was haben die Behörden in Schleswig-Holstein in den letzten Monaten gemacht? Wo Niedersachsen seinen Job gemacht hat, wo Hamburg seinen Job gemacht hat, und auch hier die Stapel an beschlagnahmten Beweismaterialien in den Einrichtungen der Behörden stehen?
Und deswegen müssen wir bekräftigen, dass wir den Druck auf die Behörden in den nächsten Monaten massiv erhöhen werden müssen. Es macht uns keinen Spass! Aber, es ist leider notwendig, denn leider, die Regierung Schleswig-Holstein und ihre Amtswalter haben bewiesen, dass ihnen Tiere und Menschen egal sind. Und deswegen leisten wir weiter Widerstand, bis jedes LPT geschlossen ist!

Und ich kann es nur nochmal betonen: Es gibt eine Zeugin aus Gut Löhndorf, die dort gearbeitet hat. Keine lange Zeit. Aber in der kurzen Zeit, wo diese Zeugin da gearbeitet hat, wenige Monate, hat sie mindestens einen Fall bemerkt, wo eine Studie manipuliert wurde, wo die Ratten grausam zugrunde gingen. Nach kurzer Zeit, nachdem die chemische Testsubstanz verabreicht wurde. Sie erzählte mir, wie sie dann die Ratten aufschneiden musste. Und die ganzen Innereien waren schwarz, die Tiere grausam verendet! Was ist dann passiert, nach Aussage der Zeugin, die im übrigen nicht anonym ist, die steht der Staatsanwaltschaft mit Name und als Zeuge zur Verfügung!

Was passierte dann?

Ja, da redet man besser nicht drüber

Wenn wir uns jetzt das Bild anschauen: In Mienenbüttel wird ein Affe, der grausam gestorben ist, einfach ausgetauscht, und eine Studie wochenlang gefälscht. In Neugraben gibt es eine Zeugin, die über 10 Jahre belegen kann, dass Studien manipuliert wurden. In Neugraben gibt es zwei weitere hohe Mitarbeiter, die belegen, dass Studien gefälscht wurden, dass Krebsverdacht vertuscht wurde. In Löhndorf gibt es eine weitere Zeugin. Und dieses Labor in Löhndorf steht immer noch?

Da kann ich nur sagen: Schleswig-Holstein und seine Regierung! Schämt Euch!

Vielen Dank an alle, die da sind. Wir werden heute einen wunderbaren Demozug erleben! Seid laut! Das ist wichtig!