Goodbye Deutschland – Warum das kein Plan sein kann

LPT ist am Ende. Und wir sind hier nicht bei Goodbye-Deutschland, wo man mal testet, ob die Pommesbude, die man in Wanne-Eickel schon nicht hat etablieren können, eventuell auf dem Ballermann eine Chance hat.

Oder: Warum LPT in der Branche weltweit keinen Fuß mehr auf den Boden bekommen würde

Mehrere Medien haben in den letzten Tagen Äusserungen des Herrn Leuschner veröffentlicht, in denen er in Halbsätzen andeutete, “im Ausland weitermachen zu wollen”. Man kann sich fragen, ob man diese Nachrichten lieber ignoriert, unter den Teppich kehrt, und die Gerüchteküche kochen lässt, auch mit dem Risiko, dass sich die Halbsätze dann noch verstärken, und wie beim Stille-Post-Spielen total irre Dinge irgendwann geteilt werden. Ich hatte mich dafür entschieden, jeweils den Wortlaut des Medium oder der Nachrichtensendung zu veröffentlichen. Schlicht, weil ich glaube, wer die Nachrichten nicht gehört hat, und sie erzählt bekommt, bekommt sie ungenauer erzählt, als wenn ich ihm den Gefallen tue, entsprechende Nachrichten herauszuschreiben und zur Verfügung zu stellen.

Heute gehe ich einen Schritt weiter, und möchte meine persönlichen Gedanken und Meinungen dazu äussern, warum es ein ziemlich dämlicher, unrealistischer und mit Sicherheit nicht ernsthafter Plan von Herrn Leuschner sein muss, und von einem Umzug der LPT ins Ausland nicht ausgegangen werden sollte.

Was ist die LPT?

LPT ist ein Auftragslabor. D.h. hier wird keine Grundlagenforschung betrieben. Hier entwickeln nicht hochkarätige Wissenschaftler neue Medikamente oder Behandlungsmöglichkeiten für besonderes schlimme Krankheiten.

Hier werden die unappetitlichsten Tierversuche durchgeführt. Das sind die, bei denen Tiere vergiftet werden, und dabei beobachtet, wie lange sie brauchen, um welche Ausfallerscheinungen – bis hin zum qualvollen Tod – zu zeigen. Es handelt sich um reine Verfahrenstechnik. Applikation eines Stoffes in vordefinierten Dosen in dokumentierten Zeiträumen in eine festgelegte Anzahl von Tieren. Jeder Schritt, jede Aufnahme, jede Auffälligkeit wird kalt mitgeschrieben, oder, schöner formuliert, „dokumentiert“. Mehr dazu hier (Verordnung (EG) Nr. 1907/2006 (REACH)). In rund 20 deutschen und EU-Gesetzen, Verordnungen und Richtlinien sind Tierversuche vorgesehen, z.B. im Arzneimittelgesetz, Chemikaliengesetz, Futtermittelgesetz, Gentechnikgesetz, Infektionsschutz-Gesetz, Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetz, Pflanzenschutzgesetz oder Tierseuchengesetz. (Quelle: Ärzte gegen Tierversuche)

Zwar gilt:

Angst vor militanten Tierschützern und die Regulierungsdichte der Pharmaforschung in Deutschland befördern zwar inzwischen die Verlagerung von Tierversuchen in Länder wie China oder die Vereinigten Staaten, die beiden global größten Standorte für Auftragslabore. In China etwa gibt es so gut wie keine öffentliche Diskussion über die Schutzwürdigkeit von Labortieren. Die Verlagerung des Tierversuchs ins Ausland ist insofern auch eine Lösung des unlösbaren Zielkonflikts unserer Gesellschaft, wenn auch eine scheinheilige. (Quelle: https://www.faz.net/aktuell/wissen/forschung-politik/tiere-stehen-im-zielkonflikt-zwischen-experimenten-und-mitgefuehl-15442486.html), und in China ist es viel leichter, Genehmigungen für Tierversuche zu bekommen, als in Europa. Die Politik fördert gezielt Projekte, die auf Tierversuche setzen, und ermutigt chinesische Forscher auch dazu, mit ausländischen Partnern zusammenzuarbeiten. Das gilt für einzelne Kooperationen, wie im Fall von Courtine, aber auch für die Gründung ganzer Institute – etwa des Brain Cognition and Brain Disease Institute in Shenzhen. (Quelle: https://www.nzz.ch/wissenschaft/tierversuche-made-in-china-affen-fuer-die-forschung-ld.1296484).

Aber:

Aber wie schon oben geschrieben.

  • Herr Leuschners LPT ist ein Auftragslabor.
  • Und seine Auftraggeber vertrauen ihm nicht mehr.
  • Der Kundenstamm dürfte deutlich auf eine einstellige Zahl geschrumpft sein.
  • Seit Wochen werden bei LPT keine Versuche mehr genehmigt.
    Aufträge, die er schon erhalten hatte, wurden damit mit ziemlicher Sicherheit an andere Labore vergeben.
  • Abgeschlossene Versuche stehen unter dem generellen Verdacht, nicht aussagekräftig zu sein, da inzwischen nachgewiesen wurde, dass an mehreren Standorten der LPT Versuchsergebnisse manipuliert, bzw. Tiere im Versuch undokumentiert ausgetauscht worden waren.

Das bedeutet: Kein Kunde kann sich aktuell sicher sein, dass „sein“ bereits durchgeführter und bezahlter Versuch korrekt verlaufen ist.

Die PR Maschine mancher Auftraggeber ist schon jetzt mit dem Thema überfordert.
Rückrufaktionen drohen. Teure Nachtests drohen.

Probanden von klinischen Tests (die auf den Ergebnissen der LPT Versuche aufbauen) könnten klagen, nicht nur, weil ihnen was passiert ist, sondern, weil sie in die Gefahr gebracht wurden, dass etwas hätte passieren können.

Patienten könnten klagen, weil sie im Vertrauen auf eine korrekte, vorschriftsmäßige Medikamentenentwicklung hin sich haben behandeln lassen. Krankenkassen könnten aus ähnlichen Gründen klagen, da sie unter Umständen wirkungslose oder unzureichend vorgetestete Therapien finanziert haben.

Es droht auch die berechtigte Frage: Wenn Tierversuche gar nicht vorschriftsmäßig durchgeführt wurden, und der Rest der Einführungsschritte gut funktioniert hat, ob die Tierversuche in jedem Fall überhaupt stattfinden müssen.

Sind solche Tierversuche, wie bei LPT durchgeführt, dann überhaupt notwendig?

Hier ist die Politik gefragt, die Gesetzgebung daraufhin zu überprüfen, ob alle aktuell vorgeschriebenen Tierversuche überhaupt noch notwendig – oder schon heute überflüssig sind. Viele Auftraggeber von Tierversuchen würden sich freuen. Denn die Kalkulationen ihrer Produkte, und damit ihr Gewinn, würden deutlich positiver ausfallen, wenn die Kosten für Tierversuche herausfallen würden.

Gerade der Medizin-Sektor achtet sehr auf sein sauberes Image

Aus diesem Grunde ist es absolut unerheblich, wo auf der Welt: Ein LPT-Nachfolgeunternehmen, oder eine Neugründung vom alten Geschäftsführer oder Betriebsleiter würde nirgends Aufträge von Unternehmen bekommen, da diese entweder aktuell kalte Füße haben, weil sie nicht sicher sein können, ob bei ihren Tests auch unsauber gearbeitet wurde, oder davon gehört haben. Man wird viele vorher an LPT outgesourcete Versuche dann doch lieber in Zukunft gleich im eigenen Labor durchführen lassen.

Das Kürzel LPT steht für Skandal und PR-Desaster

  • Und davon gehört haben sie alle!
  • Durch die SOKO Tierschutz-Bilder im Fernsehen!
  • Durch die Presse!
  • Durch die Mahnwachen!
  • Durch Verbraucher und Behörden, die berechtigt jetzt kritische Nachfragen gestellt haben und stellen werden.

Das Risiko, mit LPT oder Leuschner in Verbindung gebracht zu werden, besteht aktuell und für immer! Und rein aus Verantwortungsgefühl gegenüber Aktionären, Mitarbeitern, und natürlich Kunden wird man solch ein Risiko nicht eingehen.

Akquise von Neukunden in Europa ist so gut wie unmöglich. Die Schlagzeilen, Bilder, und Behördenentscheidungen der letzte Monate werden es für lange Zeit ausschließen, Auftraggeber zu finden.

Aufbau einer neuen Firma/Infrastruktur außerhalb Europas ist so gut wie unmöglich. Die Schlagzeilen, Bilder, und Behördenentscheidungen der letzte Monate machen es unmöglich, Auftraggeber zu finden. In Ländern wie China z.B. kann ein ausländischer Unternehmer nicht einfach eine Firma gründen oder aufbauen ohne chinesische Partner. Die Investitionen in einen Auftragslabor-Neubau in China kann sich die LPT sparen. Denn die Chinesen haben harte Anforderungen an die Reputation und Gewissenhaftigkeit von Ausländern, die in ihrem Land Geschäfte betreiben. Besonders im Gesundheits-Sektor.

Nicht aus moralischen Gründen, sondern aus rein betriebswirtschaftlichen Überlegungen wird kein chinesischer Partner mit Herrn Leuschner oder einer Nachfolge-Organisation der LPT zusammenarbeiten wollen.

  1. Er besitzt  kein denkbares, einmaliges Knowhow, was es rechtfertigen würde
  2. Sein Labor besteht, vereinfacht, aus Verfahrenstechnikern, Infrastruktur und Tieren.

Alles davon ist in China billiger zu bekommen, als in Deutschland. Warum sollte man einen Manager aus Deutschland bezahlen, der außer seinem schlechten Ruf keinen Mehrwert besteuert, sondern dauerhaft ein Marketingrisiko mit Potential zum PR-Gau mitbringt?

Nicht einmal chinesische Konzerne würden dort Tests durchführen lassen. Denn:

  • China produziert immer mit Blick auf den Weltmarkt
  • China kämpft lange und restriktiv für einen guten Ruf der chinesischen Wirtschaft und Industrie, und wird gerade einem Mann mit dem Ruf von Leuschner keinen Raum geben.

Wäre Leuschner eine Kapazität auf einem für China interessanten Forschungsgebiet, wäre die Sache anders. Aber er ist weniger Wissenschaftler als schlicht Manager, der sein Unternehmen durch Manipulationen und Tierquälerei lange am Leben erhalten hat, und aktuell ansehen muss, wie ihm erst die Reputation, dann die Kunden, die Tiere und schlussendlich auch die Mitarbeiter abhanden kommen.

Selbst wenn die LPT ein neues Labor irgendwo auf der Welt eröffnen würde.
Es gibt tausende von Laboren in China. Es wäre absolut schwierig, den dort renommierten Laborbetreibern Kunden abwerben zu wollen. Und, was sollte man ihnen erzählen?

  • Wir sind bekannt dafür, dass wir schummeln, vertuschen, verstecken?
  • Wir ziehen Negativberichterstattung an, sobald wir irgendwo auftauchen?
  • Wir werden online von gefühlt 10.000 Menschen und mehr gestalkt, die jeden Schritt und jedes Auftauchen von uns mit Kampagnen offline und online begleiten werden.
  • Wir sind diejenigen, die Ihre PR Abteilung, wenn die Zusammenarbeit herauskommt, in den Wahnsinn treiben wird.

Auch werden außerhalb Europas durchgeführte Tierversuche in der EU nicht automatisch anerkannt. Damit fällt jeder Grund für Europäische Auftraggeber weg, Versuche in China zu beauftragen. Dazu kommt, dass die Beziehungen zwischen China und den anderen Staaten/Staatenverbünden immer unter dem Risiko stehen, dass durch Sanktionen sehr kurzfristig wirtschaftliche Kooperationen möglicherweise gestoppt- oder zumindest auf Eis gelegt werden müssen.

Ein weiterer Grund dafür, warum Herr Leuschner wohl nicht ins Ausland gehen würde, sind Verwandte, die er nicht so einfach mitnehmen könnte, weil sie entweder alt, oder beruflich hier in Deutschland so verwurzelt sind, dass sie in ihren Berufen in China keinen Fuß auf den Boden bekommen würden.

Meine Meinung und mein Fazit:

Hier flieht kein Hightec-Unternehmen vor Ungerechtigkeit und Missverständnissen wohin auch immer.

Hier hat ein älterer Herr, der Mist gebaut hat, verdammt viel, verdammt großen Mist, die Kommunikationslinie verlassen, die er seit Jahrzehnten eingehalten hat. Er hat aufgehört zu schweigen. Aber unberaten durch Anwälte oder sonstige Personen wirft er frustriert der Presse Wortfetzen hin, die diese begierig aufsaugt.

In der Zürichsee-Zeitung spricht er in der Ausgabe vom 17.01.20 von einer Hetzkampagne, und seiner Absicht im Ausland weiterzumachen

Dem NDR sagt er am 22.01.20, er werde in China weitermachen.

Ich persönlich glaube nicht, dass er seine Kommunikationsstrategie bewusst und überlegt geändert hat. Meiner Meinung nach ist er lediglich von „allen guten Geistern verlassen“, die bisher dafür gesorgt haben, dass er den PR-Gau, den die Manipulationen und Tierquälereien, die schließlich auch zum Entzug der Tierhalteerlaubnis für den Standort Mienenbüttel geführt haben, nicht noch durch persönliche Äußerungen vergrößert. Er und seine Berater haben ihn schlicht nicht mehr im Griff.

Mit welchen Assets will er denn da anfangen?
Qualifizierte Mitarbeiter? Gibts in China deutlich mehr und billiger.
Herausragende wissenschaftliche Leistungen? Wären mir nicht bekannt.
Kundenstamm? Der ist in den letzten Monaten auf fast unmessbar geschrumpft. Und das Vertrauen wird er sich in den ihm verbleibenden Lebensjahren nicht wieder aufbauen können.

LPT ist am Ende. Und wir sind hier nicht bei Goodbye-Deutschland, wo man mal testet, ob die Pommesbude, die man in Wanne-Eickel schon nicht hat etablieren können, eventuell auf dem Ballermann eine Chance hat.

Nur meine Meinung und Sicht der aktuellen Situation

Eckhard