LPT Broschüre – Serie, Teil 8

VERSUCHE AN Meerschweinchen, Kaninchen und Wachteln (Beispiele)

Die Familie der Meerschweinchen setzt sich aus verschiedenen Unterfamilien zusammen, unter anderem den Eigentlichen Meerschweinchen, welche in verschiedenen Regionen Südamerikas leben. Nach Europa wurde das Meerschweinchen vermutlich im 16. Jahrhundert eingeführt.

Die natürliche Lebenserwartung eines Meerschweinchens beträgt üblicherweise 4 bis 5 Jahre, maximal 8 Jahre. Ein erwachsenes Meerschweinchen ist zwischen 23 und 32 Zentimeter lang und wiegt zwischen 600 und 1200 Gramm. In der Regel sind Meerschweinchen tagaktiv und leben in Gruppen zusammen. Sie haben einen gut ausgeprägten Sehsinn und einen sehr guten Geruchssinn, der vor allem ihrer Verständigung dient und mit dem sie die Geruchssignale ihrer Artgenossen erkennen. Sie kommunizieren über verschiedene Laute, zum Beispiel um sich zu warnen oder, im Falle von Jungtieren, nach Nahrung zu rufen. Je nach Art gibt es mehr oder weniger komplexe Sozialstrukturen. Besonders junge Meerschweinchen spielen gerne, springen umher und schlagen mit Kopf und Beinen aus. Sie ernähren sich von Pflanzen wie Früchten, Samen und Gräsern.

Erstmals wurden Meerschweinchen im 17. Jahrhundert in der Forschung verwendet, um anatomische Strukturen zu untersuchen. Seit 1870 werden sie für verschiedene Zwecke benutzt, hauptsächlich in der Erzeugung und Kontrolle von Impfstoffen, Seren und anderen biologischen Erzeugnissen. Die Tiere, die heute in Versuchen eingesetzt werden, sind spezielle Zuchten wie die (auch bei LPT genutzten) Dunkin-Hartley-Meerschweinchen. 2014 wurden dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft zufolge in deutschen Laboren insgesamt 20.576 Meerschweinchen für Tierversuche verwendet.

Im Jahr 2014 wurden in Deutschland 20.576 Meerschweinchen in deutschen Laboren für Tierversuche verbraucht.

 

Giftigkeitsprüfungen eines Pflanzenschutzmittels (Coniothyrium minitans) an verschiedenen Tieren mittels unterschiedlicher Verfahren

Hautirritationstest bei Meerschweinchen, Art: Auftragsforschung, Datum: 1995

Autoren: J. Leuschner und B. Thiemann

Auftraggeber: Institut Fresenius, Chemische und Biologische
Laboratorien GmbH, Taunusstein

Durchgeführt durch: LPT Laboratory of Pharmacology and Toxicology
GmbH & Co. KG

Tiere: 15 Dunkin-Hartley Meerschweinchen (Charles River*, Deutschland)

Zwischenablage02Für einen Hautreizungstest nach OECD-Richtlinien (Draize Test*) werden 15 männliche Meerschweinchen in zwei Gruppen unterteilt. Die Testgruppe besteht aus zehn Tieren und die Kontrollgruppe aus fünf Tieren.

Jedem Tier werden zeitgleich zwei Injektionsserien verabreicht, bestehend aus:

Für die Injektionen wird der Schulterbereich rasiert, die Injektionen erfolgen beidseitig neben der Wirbelsäule. Nach diesem Versuch wird den Meerschweinchen nach sieben Tagen das Fell erneut gestutzt und sie werden mit 0,5 ml Natriumlaurylsulfat (hautreizend, allergieauslösend) behandelt, um am nächsten Tag einen weiteren Versuch durchzuführen. Bei diesem wird den Tieren 2 ml der Testsubstanz Coniothyrium minitans auf die gleiche Hautstelle aufgetragen. Die Substanz wirkt für 48 Stunden unter einem Mullverband ein. Nach zwei Wochen wird dieser Versuch wiederholt, dieses Mal mit einer Einwirkzeit von 24 Stunden. Die Behandlung der Tiere der Kontrollgruppe erfolgt genauso wie der Versuch an den Tieren aus der Testgruppe, nur wird die Testsubstanz durch Wasser ersetzt. Die Haut wird 24 – 72 Stunden nach den Tests auf Hautreizungen nach dem Draize Score* untersucht. Alle Tiere werden vor und nach dem Versuch gewogen. Das Verhalten und das Körpergewicht der Tiere sind nach dem Versuch nicht verändert. Die Injektionen unter die Haut rufen Hautreizungen hervor, welche auch nach den weiteren Tests auf der Hautoberfläche noch sichtbar sind. Diese werden allerdings nicht auf die Testsubstanz, sondern auf die Einstichstellen der Injektionen zurückgeführt, da auch die zweite Kontrollgruppe diese Hautreizungen zeigt.
Titel: Examination of Con/M/91-08 in the skin sensitisation test in guinea-pigs according to Magnusson and Kligman (Maximisation Test) – according to EC guideline B.6 and OECD guideline 406.

Quelle: LPT Report No. 8888/94 (unveröffentlicht)

0,1 ml Freunds-Adjuvant (eine Wasser-in-Öl-Emulsion, die gewünschte Immunreaktionen im Tierversuch verstärkt), 1:1 verdünnt mit einer isotonischen Kochsalzlösung 0,9 %

0,1 ml der Testsubstanz
(Coniothyrium minitans)

0,1 ml 1:1-Gemisch aus der Testsubstanz (Coniothyrium minitans) und Freund‘s-Adjuvant

Augenirritationstest bei Kaninchen

Datum: 1994, Autor: Jost Leuschner

Tiere: 3 Himalaya Kaninchen* (Chr. Fred Leuschner & Co., Löhndorf, Deutschland)

Zwischenablage03Für diesen Versuch werden drei weiblichen Himalaya Kaninchen* 0,1 ml der Testsubstanz in den Bindehautsack des rechten Auges gegeben. Das linke Auge gilt als Kontrollauge. Die Augen werden nach 1, 24, 48 und 72 Stunden mit einer Spaltlampe überprüft. Die Substanz soll nicht reizend wirken.

Titel: Acute eye irritation study of Con/M/91-08 by instillation into the conjunctival sac of rabbits – according to OECD method 405.

Quelle: LPT Report No. 8662/94 (unveröffentlicht)

Hautreizungstest bei Kaninchen, Datum: 1994

Autor: Jost Leuschner

Tiere: 3 Himalaya Kaninchen* (Chr. Fred Leuschner & Co., Löhndorf, Deutschland)

Drei Himalaya Kaninchen* wird 0,5 ml der Substanz auf den rasierten Rücken aufgetragen. Die Substanz wirkt unter einem Verbandsstück vier Stunden ein. Die Haut wird dann nach 1, 24, 48 und 72 Stunden auf Hautreizungen überprüft. Auch hier soll sich der Stoff nicht hautreizend auswirken.

Titel: Acute skin irritation test (Patch-Test) of Con/M/91-08 in rabbits – according to OECD method 404.

Quelle: LPT Report No. 8661/94 (unveröffentlicht)

GIFTIGKEITSPRÜFUNGEN EINES PFLANZENSCHUTZMITTELS, Einmalige Injektion bei Ratten, Datum: 1995,

Autor: Jost Leuschner

Tiere: 10 Sprague-Dawley Ratten* (Charles River*, Sulzfeld, Deutschland)

Bei diesem Versuch wird zehn Ratten (fünf Weibchen, fünf Männchen) eine einmalige hohe Dosis (2000 mg/kg bzw. 2500 mg/kg) unter die Haut gespritzt. Die Tiere werden danach noch 14 Tage auf Auffälligkeiten observiert und danach für eine makroskopische Autopsie getötet.

Titel: Acute toxicity study of Con/M/91-08 by dermal administration to Sprague-Dawley rats – 1/10 body surface, according to OECD method 402.

Quelle: LPT Report No. 8660/94 (unveröffentlicht)

Inhalationsstudie bei Ratten, Datum: 1995

Autor: Jost Leuschner und S. Somfai-Relle

Tiere: 20 Sprague-Dawley Ratten* (Charles River*, Sulzfeld, Deutschland)

Vier Gruppen von jeweils fünf Ratten müssen für vier Stunden in einer Nose-only Inhalationsröhre* verschiedene Dosierungen des Teststoffes inhalieren. Sie werden daraufhin noch 14 Tage auf klinische Veränderungen untersucht und danach getötet, um eine makroskopische Obduktion durchzuführen.

Titel: Acute inhalation toxicity study of Con/M/91-08 in Sprague-Dawley rats – according to OECD guideline 403 and EC guideline B.2.
Quelle: LPT Report No. 8887/94 (unveröffentlicht)

Giftigkeit bei oraler Aufnahme bei Ratten, Datum: 1994

Autor: Jost Leuschner

Tiere: 10 Sprague-Dawley Ratten* (Charles River*, Sulzfeld, Deutschland)

Fünf männlichen und fünf weiblichen Ratten wird per Zwang durch eine Magensonde 2000 bzw. 2500 mg/kg des flüssigen Testmaterials verabreicht. Die Tiere müssen vor dem Test 16 Stunden ohne Futter auskommen. Nach der Verabreichung werden die Tiere noch 14 Tage auf Vergiftungserscheinungen beobachtet. Danach werden alle Ratten getötet und obduziert.

Titel: Acute toxicity study of Con/M/91-08 by oral administration to Sprague-Dawley rats – according to OECD method 401.

Quelle: LPT Report No. 8659/94 (unveröffentlicht)

VERSUCHE AN VIRGINIAWACHTELN

Die Virginiawachtel ist ein in Amerika heimischer Hühnervogel aus der Familie der Zahnwachteln. Ihr natürlicher Lebensraum erstreckt sich vom südlichen Kanada bis zum Golf von Mexiko zwischen der Atlantikküste und den Rocky Mountains. Als Wildvogel sowie zu Jagdzwecken wurde sie zudem in verschiedenen Regionen der Welt angesiedelt.
Außerhalb der freien Wildbahn wird die Virginiawachtel häufig in Volieren gehalten, da sie als robust und pflegeleicht gilt und gut mit anderen Vögeln zusammen leben kann. Normalerweise lebt sie auf buschreichen Wiesen und in lichten Wäldern. In ihren natürlichen Verbreitungsgebieten hat ihr Bestand stark abgenommen, was unter anderem mit dem Verlust von Lebensräumen einhergeht. Der englische Name der Virginiawachtel lautet Northern Bobwhite. Ihr Ruf besteht aus zwei Silben, die wie „bob-white“ klingen. Es gibt diverse Unterarten.

Zwischenablage04

Virginiawachteln haben ein gesprenkeltes Gefieder mit einer hellen Unterseite. Sie sind 24 bis 47 Zentimeter lang und wiegen zwischen 140 und 200 Gramm. Sie machen gerne Sandbäder und leben außerhalb der Brutzeit in Gruppen. In der Nacht liegen sie kreisförmig in Erdmulden zusammen. Ihre Köpfe und Schnäbel zeigen dabei nach außen, sodass sie sich gegenseitig wärmen und Feinde aus jeder Richtung schnell erkennen können. Bei Gefahr fliegen sie in alle Himmelsrichtungen auseinander. Wenn keine Gefahr droht, bewegen sie sich im Vogelgang fort. Sie ernähren sich von Pflanzensamen, Beeren und kleineren wirbellosen Tieren.

Virginiawachteln stehen hier exemplarisch als eine von vielen in Tierversuchen genutzten Vogelarten. Im Jahr 2014 wurden nach Informationen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft insgesamt 55.697 Vögel für Tierversuche und andere wissenschaftliche Zwecke verwendet. Der Anteil der Vögel an der Gesamtzahl aller benutzten Tiere betrug 2014 demnach etwa 2 Prozent. Sie werden beispielsweise in der Giftigkeitsprüfung für Unkrautvernichtungsmittel eingesetzt.

Im Jahr 2014 wurden in Deutschland 55.697 Vögel für Tierversuche und andere wissenschaftliche Zwecke verbraucht.

Studie zur akuten Giftigkeit des Unkrautvernichtungsmittels Diuron bei oraler Verabreichung durch eine Magensonde an Vögel (Virginiawachteln)

Art: Auftragsforschung, Datum: Februar 2001

Autor: P. Leuschner

Durchgeführt durch: LPT Laboratory of Pharmacology and Toxicology GmbH & Co. KG

Tiere: 60 Virginiawachteln

Diuron ist der Handelsname eines von Bayer hergestellten Unkrautvernichtungsmittels. Der Wirkstoff in Diuron trägt die chemische Bezeichnung DCMU. In diesem Tierversuch wird die akute Giftigkeit bei oraler Aufnahme (Verzehr) dieses Stoffes an Virginiawachteln getestet. Hierzu werden die Wachteln in sechs Gruppen eingeteilt – fünf Dosis-Gruppen und eine Kontrollgruppe, die aus jeweils zehn Tieren bestehen. Die Tiere erhalten verschiedene Dosierungen der Substanz (260, 432, 720, 1200 und 2000 mg/kg Körpergewicht) per Zwangsfütterung bzw. Magensonde über einen Zeitraum von 14 Tagen. Bei Versuchsanfang sind die Wachteln ca. 16 Wochen alt und haben ein Körpergewicht zwischen 170 und 208 Gramm.

Nach der Gabe der Substanz werden die Vögel bis zu 120 Minuten auf akute Vergiftungserscheinungen hin observiert. Zweimal täglich werden die Testgruppen auf Todesfälle überprüft und das Körpergewicht wird an den Testtagen 0, 5, 8 und 15 kontrolliert. In der Versuchszeit von 14 Tagen werden in der Kontrollgruppe keine Todesfälle gezählt, in der höchstdosierten Gruppe von 2000 mg/kg Körpergewicht versterben in dieser Zeit jedoch alle Tiere. Die Wachteln aus der am niedrigsten dosierten Testgruppe zeigen keine Auffälligkeiten, die Wachteln aus der nächst höher dosierten Gruppe haben ein reduziertes Körpergewicht. In der Gruppe mit 720 mg/kg sind die Vögel lethargisch, teilnahmslos, haben gesträubte Federn und ein reduziertes Körpergewicht. Die Gruppe mit 1200 mg/kg zeigt die gleichen Symptome und zusätzlich Bewegungsunlust, Atemnot und Bauchlage. In der höchstdosierten Gruppe zeigen sich alle Symptome und eine sehr starke Gewichtsabnahme von beinahe 50 % an Testtag 8. Am Versuchstag 14 sind alle Tiere dieser Gruppe verstorben. Die tödliche Dosis LD50* wird nach diesem Versuch auf 1104 mg/kg Körpergewicht festgelegt. Keine Reaktionen zeigen sich bei 260 mg/kg und erste Intoleranzreaktionen bei 432 mg/kg.

Titel: Acute toxicity study of diuron technical by oral
administration by gavage to birds (bobwhite quail).

Quelle: Australische Regierung, Australian
Pesticides and Veterinary Medicine Authority (2011):

Diuron. Environment Assessment. (Sekundärquelle)

Studie zur Auswirkung der oralen Verabreichung des Unkrautvernichtungsmittels Diuron über das Futter auf die Fortpflanzung von Vögeln (Virginiawachteln)

Art: Auftragsforschung, Datum: Februar 2002

Autor: P. Leuschner

Durchgeführt durch: LPT Laboratory of Pharmacology and Toxicology GmbH & Co. KG

Tiere: 128 Virginiawachteln & ihre Küken

In diesem Versuch wird die Auswirkung des Unkrautvernichtungsmittels Diuron auf die Fortpflanzung von Virginiawachteln getestet. Der Test wird an vier Gruppen von Vögeln mit je 32 Tieren durchgeführt. Jede Testgruppe besteht aus 16 männlichen und 16 weiblichen Tieren. Die Gruppen erhalten den Wirkstoff in Dosen von 0, 100, 300 und 900 mg/kg Körpergewicht täglich. Der Versuchszeitraum beträgt 26 Wochen, wovon 3 Wochen vor dem Versuchsbeginn als Eingewöhnungsphase dienen. Nach 8 Wochen Dosierungseinleitungsphase folgt eine dreiwöchige Legephase und weitere 12 Wochen des Brütens und Schlüpfens. Täglich werden die Tiere (Erwachsene sowie Küken) auf äußerliche Erscheinung, Verhalten und Vergiftungserscheinungen überprüft. Das Gewicht der Vögel wird am Anfang des Versuches überprüft sowie vor der Legephase und am Ende des Versuches. Das Gewicht der Küken wird am 14. Lebenstag festgestellt.

In der höchstdosierten Gruppe sterben 4 männliche und 6 weibliche Wachteln zwischen den Testtagen 12 bis 37. Daraufhin wird die Dosis dieser Gruppe auf 700 mg/kg heruntergesetzt, um weitere verfrühte Todesfälle zu vermeiden. Das Körpergewicht in der Gruppe mit der geringsten Dosierung bleibt während der Versuchsphase unverändert. In der Gruppe der Vögel, die 300 mg/kg erhalten, verlieren vor allem die Weibchen an Körpergewicht. Die höchstdosierten Wachteln nehmen am meisten ab, die weiblichen weitaus mehr als die männlichen. Die Nummer der gelegten Eier ist in dieser Gruppe im Vergleich mit den anderen Gruppen stark reduziert (25 – 29 %). In allen Gruppen versterben ca. 4 % der Küken in den ersten 14 Tagen.

Titel: Study on Reproduction in Birds (Bobwhite quail) with Diuron by Oral Administration Via the Diet.

Quelle: Originalquelle: LPT Report No. 13491/00; Sekundärquelle: Australische Regierung, Australian Pesticides and Veterinary Medicine Authority (2011): Diuron. Environment Assessment.


Auf Mapofhope veröffentlicht mit freundlicher Erlaubnis und Unterstützung durch:
© Kampagne LPT-Schließen
Hamburg, 2017
Layout: Katharina Rot
Bildnachweise
Wir bedanken uns für das Bereitstellen des Bildmaterials dieser Broschüre unter anderem bei:

PETA (S. 15), BUAV – British Union for Abolition of Vivisevtion (S. 16 & 21),
Ärzte gegen Tierversuche (S. 17 & 30),
speakupforthevoiceless.org (S. 31),
CAARE – Citizens for Alternatives to
Animal Research and Experimentation
(S. 20) und Animal Aid (S. 24 & 26).
http://www.lpt-schliessen.org
info@lpt-schliessen.org

Die gesamte Broschüre kann als PDF direkt bei http://www.lpt-schliessen.org heruntergeladen werden.

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